Eigentlich wollte ich meinen etwas in die Jahre gekommenen HP Microserver Gen8 mit VMware ESXi 7.0 ausstatten. Kurz vor dem Upgrade stellte ich jedoch fest, dass es seit ESXi 6.7 eine grundlegende Änderung gab: einige Legacy Treiber (VMKLinux) wurden entfernt und damit fällt die Hardwareunterstützung für viele günstigere LAN- und RAID-Controller weg. Das ist ziemlich ungünstig, vor allem deshalb, weil ich in meinem Fall dann ohne RAID-Controller und die entsprechenden Festplatten dastünde oder einen sehr teuren modernen RAID-Controller von der HCL-Liste kaufen müsste. Deshalb habe ich meine VMware Umgebung nun kurzer Hand zu Proxmox VE migriert.
Der Hauptauslöser für meine Suche nach einer Alternative für meinen ESXi war die fehlende Hardwareunterstützung ab Version 7.0. Daraufhin hatte ich mich mit einigen Leuten aus meinen Umfeld unterhalten und viele Vergleiche im Netz gelesen. Letztendlich habe ich mich für Proxmox VE entschieden, weil es auf einem Debian (Open Source) basiert, vollwertige Virtuelle Maschinen durch Hardware-Virtualisierung bereitstellen kann und die Festplatten-Formate kompatibel sind. Sprich Proxmox kann entweder die VMDK-Dateien benutzen (auf Dauer nicht empfohlen) oder die Festplattenimages in andere Formate konvertieren.
Zuerst habe ich alle VM-Daten vom ESX auf mein Synology NAS verschoben, sodass diese auch nach der Abschaltung des ESX-Servers verfügbar bleiben. Der zweite wichtige Schritt ist die Sicherung der VM-Einstellungen. Diese sind zwar in der VMX-Datei zu jeder VM gespeichert, aber ich habe mir zur Sicherheit jeweils Screenshots angefertigt, damit ich die genaue Hardware-Konfiguration übernehmen kann. Alternativ könnt ihr allerdings auch die VMs als OVF Vorlage/Abbild exportieren und dann wieder in Proxmox VE importieren. Da der Export bei meinen 1-2TB großen virtuellen Festplatten aber relativ lange gedauert hätte , habe ich mich für die "manuelle" Variante entschieden. Anschließend habe ich auf dem bisherigen ESXi-Server Proxymox VE über USB Installer (ISO-Datei) installiert, das Betriebssystem aktualisiert und über die Weboberfläche eine Basis-Konfiguration vorgenommen.
Nach Abschluss der Grundinstallation geht es an das Kopieren der VM-Daten auf den neuen Server. Dazu habe ich den NFS-Datenspeicher zuerst über die Proxmox Weboberfläche eingehängt und dann über die Shell die Daten auf den lokalen Datenspeicher (RAID1) kopiert. Damit man später eine neue VM auf Proxmox VE erstellen kann, sollten vorher alle Festplattenabbilder von VMDK in das QCOW2-Dateiformat umgewandelt werden, da dieses von Proxmox nativ unterstützt wird und nur den tatsächlich genutzten Speicherplatz belegt. In manchen Szenarien sind die "thick-provisioned" vHDDs zwar praktischer, aber im semi-professionellen Heimnetz-Umfeld bevorzuge ich definitiv die "thin-provisioned" Variante , da nur der tatsächlich belegte Speicherplatz benötigt wird und keine vorab Reservierung stattfindet.
qemu-img convert -f vmdk /mnt/synology-esx-nfs/asterix/asterix.vmdk -O qcow2 /var/lib/vz/images/100/asterix.qcow2
Sobald alle Festplattenabbillder einer VM in das neue Format umgewandelt wurden, kann über die Proxmox VE Weboberfläche eine neue VM erstellt werden. Als Anhaltspunkt für die Anzahl der Prozessorkerne und des Arbeitsspeichers kann die VMX-Datei oder das vorherige Bildschirmfoto vom ESXi helfen. Nach dem Einschalten der neuen VM kann es passieren, dass das Netzwerk nicht funktioniert. In diesem Fall muss man sich lokal an der VM über die Webkonsole anmelden und die Netzwerkkonfiguration entsprechend anpassen. Dieses Verhalten hatte ich jedoch nur bei älteren VMs - alle neueren VMs haben direkt nach dem Anlegen in Proxmox funktioniert.
Im Proxmox VE Wiki gibt es eine relativ gute Übersicht mit Kurzanleitungen zur Migration von anderen Virtualisierungslösungen hin zu Proxymox VE. Ich hatte mich für die manuelle Variante entschieden, da ich mir die Zeit für den Export und Import der OVF-Dateien sparen wollte. Insgesamt war ich nach dem Umzug meiner ca. 10 VMs erstaunt, wie schnell und reibungslos das alles lief. Klar musste ich manche Dinge erst nachlesen und die Oberfläche war zu Beginn noch gewöhnungsbedürftig - aber rückblickend frage ich mich sogar, warum ich nicht früher den Schritt zu Proxmox VE gewagt habe. Gerade als Heimserver bietet es viele Möglichkeiten und läuft ohne Probleme. Vor allem die integrierte Backup-Funktion möchte ich nicht mehr missen!
Viel Spaß beim Umziehen! ;-)
Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag